Kopfkino

Eine persönliche Erfahrung

Diesen Sommer lud ich meine Tochter zu einer Wanderung ein. Ganz in der Nähe meiner Wohnung gibt es ein wunderschönes, hügeliges Waldgebiet. Da sie mit dem Zug kommen musste, nutzte ich die Zeit, Brote vorzubereiten und für Mittags eine Kürbissuppe zu kochen. Da sich der Kürbis nur sehr schwer schälen lässt, koche ich ihn immer im Ganzen. Einmal weichgekocht, geht das Schälen sehr leicht. Ich füllte einen großen Topf mit Wasser und setzte den Kürbis in das kochende Wasser. Ich machte die Butterbrote für unterwegs fertig und fuhr zum Bahnhof, um meine Tochter abzuholen. 

Von dort ging es direkt zum Parkplatz, der gleich am Waldgebiet liegt. Wir nahmen unsere Rucksäcke und wanderten den Hügel hinauf. Nach einer Stunde klettern, bekamen wir Hunger und setzten uns gemütlich auf einen Baumstamm, um zu essen. Wir hatten einen wunderschönen Ausblick.

Auf einmal schoß mir ein Gedanke durch den Kopf, der mich wie ein Blitz traf. Ich konnte plötzlich weder essen noch die Aussicht geniessen. Meine Tochter fragte mich:  „Was ist los Mama?“ Sie dachte ich hätte ein Wildschwein oder eine Schlange gesehen. Aber ich war unfähig zu antworten, denn ich war gedanklich völlig  vertieft , wieviel Zeit vom Bahnhof bis jetzt vergangen war. Nach einigen Versuchen meiner Tochter herauszufinden was mit mir los war, reagierte ich und ich rief: „Ich habe vergessen das Gas auszumachen. Der Topf mit dem Kürbis kocht noch! “

Sie antwortete gleich: „Ruf doch deine Nachbarin an, sie hat doch einen Schlüssel und kann nachgucken.“ Ich rief sie gleich an, aber sie war im Urlaub in Italien! 

Uns blieb nichts anderes übrig als im Laufschritt zurück zum Parkplatz zu eilen. Es ging bergab doch meine Beine zitterten vor Aufregung. In einer halben Stunde erreichten wir das Auto. Ich war das reinste Nervenbündel, mein Kopfkino hörte nicht auf: einmal stand mein Haus in Flammen, dann sah ich die Feuerwehr kommen, dann wieder Nachbarn händeringend vor dem Haus stehen. 

Endlich kamen wir zu Hause an und alles schien in Ordnung zu sein. Ich öffnete die Tür und stürzte gleich in die Küche. Ich nahm den Deckel des Kochtopfes ab und sah noch einen fingerbreit Wasser mit einem total aufgeweichtem Kürbis drin. Die Spannung fiel sofort von mir ab, aber ich fühlte mich fix und fertig.

 

Nach einiger Zeit musste ich laut über mich lachen. Ich dachte , immer empfiehlst du deinen Kunden sich nicht voreilig Gedanken zu machen oder irgendwelche Filme im Kopf zu projizieren, und jetzt bin ich selbst in die Kopffalle getappt.

Meine Tochter hatte das selbe wie ich erlebt, doch ohne diese negativen Emotionen und sie fühlte sich gut. Aber ich, mit soviel Kopfkino, war vollkommen erledigt!

 

Eine gute Erfahrung, die mir gezeigt hat immer im hier und jetzt zu sein, und mich nicht vom negativen Gedanken fertig machen zu lassen, von Dingen die ich noch nicht weiss und im Moment nicht ändern kann.