Kinder, die ein auffälliges Verhalten zeigen, werden heute schnell zum Kinderpsychologen geschickt. Dann versucht man durch Strategien oder Strafen, die Kinder zu beeinflussen. Doch so werden die Kinder, die ja durch das Fehlverhaltens ihrer Eltern so reagieren, gemaßregelt. Normalerweise spiegeln Kinder die Probleme ihrer Eltern, auf ihre ganz eigene Weise, wieder.
Dazu ein Fall aus der Praxis:
Eine junge Mutter kam zu mir in die Praxis, da sie oft innere Unruhe verspürte. Das machte sie immer lustloser. Selbst die kleinsten Dinge fielen ihr schwer. Wir fanden heraus, dass sie sehr viel aus Verantwortung und Verpflichtung tat, und in ihrem Leben wenig Freude war. Sie begann, sich über einiges in ihren täglichen Leben bewusst zu werden, was sie unbedingt verändern wollte.
Dann berichtete sie mir, das ihr kleiner Sohn T. ( 1 1/2 Jahre alt ) die Tochter D. ( im selben Alter ) einer Freundin von ihr, ständig attackierte.
"Er läuft dann lächelnd voller Energie auf die Kleine zu, um ihr dann das Spielzeug oder was sie gerade hat, abzunehmen. Gibt sie es nicht gleich her, so schlägt er auf sie ein, bis sie es hergibt. Später will er dann wieder mit ihr spielen und kommt freudig, als wenn nichts passiert wäre, zurück. Sie wendet sich dann ab."
Die Mutter erklärte, dass sie schon alles mögliche versucht hätte, um das Verhalten zu verändern, aber ohne Erfolg. Auch strafen brachte keinen andauernden Erfolg. Das bedrückte sie sehr, zumal es die Tochter einer Freundin war, die sich natürlich darüber aufregte.
Das kuriose an der Situation war, dass die beiden Kleinen, sich immer freuten sich zu sehen. Wenn mehrere Tage vergingen, fragt einer immer nach dem anderen.
Trotzdem war die Situation schwierig. Langsam fing die Kleine D. an, Strategien zu entwickeln, um dem Angriff von T. zu entgehen.
Ich fragte die Mutter, ob es in ihrer Ehe Probleme gäbe. Doch sie sagte nein, wir verstehen uns gut, auch gibt es diese Aggressivität die T. zeig,t in unserem Familienleben nicht.
Ich hakte dann konkret nach und wollte wissen: " Was ärgert dich bei deinem Mann, oder wenn ihr streitet, wie sieht das aus?" Sie meinte nach längerem Nachdenken: "Was ich zum Tod nicht ausstehen kann, wenn er nach Hause kommt, und mich mit Sachen oder Fragen bombardiert, und wenn ich nicht gleich antworte oder dazu etwas sage, redet und bedrängt er mich derart, bis ich aufstehe und heulend rausgehe. Dann kommt er hinterher und versucht mich zu trösten, aber ich will ihn dann nicht sehen."
Ich fragte sie: " Kannst du hier nicht eine Parallele zu dem Verhalten deines Sohnes erkennen?" Sie meinte, "Was meinst du denn, ich verstehe nicht!"
Daraufhin erklärte ich: "Es ist genau das selbe Verhalten, was dein Sohn zeigt. Er hat noch nicht die verbale Fähigkeit, um sich verständlich zumachen, was sich bei ihm dann durch Handgreiflichkeiten äussert. Auch die Art der Wiedergutmachung ist ähnlich."
Sie sagte dann: "Mein Gott, so habe ich das noch nie gesehen, aber du hast recht." Ich fügte noch hinzu : "Er sucht sich auch ein Gegenüber (unbewusst) aus, das ähnlich wie du reagiert. Auch die Strategien ( Manipulation) ,die die Kleine D. entwickelt, um in dieser Situation "Überleben" zu können, hat sie sicherlich auch von ihrer Mutter gelernt." Die Mutter von T. erwiderte : "Ja das stimmt, meine Freundin manipuliert oft Situationen, um von ihrem Mann das zu bekommen, was sie gerne möchte."
Ich empfahl ihr, anderes auf ihren Mann zu reagieren, wenn er wieder so auf sie einredet. "Sage was du empfindest, und warum du dich zurückziehst "
Wir sprachen noch einzelne Situationen durch, damit mehr Transparenz in ihre Beziehung kommen kann.
Sie schaffte es, diese Dinge zu verändern und schon nach 3 Wochen, wurde ihr Sohn merklich ruhiger.
Hierbei ist anzumerken, dass die Erkenntnis einer Situation, der leichtere Teil ist. Das Verhalten zu verändern, ist die Herausforderung und der weitaus schwierigere Teil.
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Jutta (Dienstag, 01 März 2016 05:34)
Liebe Claudia,
das ist ein sehr anschauliches Beispiel.Dankeschön dafür!
<3 Jutta